Mit GEOgraf können auch Polygonzüge berechnet werden. Die Berechnungsart eines Polygonzuges kann in der Messstapeldatei in einer Typzeile angegeben werden (siehe Format der polaren Messdatei). Ist dort keine Berechnungsart festgelegt, dann wird zur Berechnung die jeweils beste Berechnungart ausgewählt, die mit den vorhandenen Daten möglich ist. (Beispiel: Messdaten mit Koordinatenan- und Abschluss und Richtungsanschluss => Koordinatenabschlussfehler wird berechnet und verteilt, keine Winkelfehlerberechnung). Ein Einrechnungszug kann jedoch nicht automatisch erkannt werden.
Die folgende Tabelle zeigt die automatische Wahl der Berechnungsmethode:
Koordinaten |
Winkel |
Koordinaten Fehler Verteilung |
Winkel Fehler Verteilung |
Höhen Fehler Verteilung |
Zug mit einseitigem Koordinatenanschluss |
kein Winkelanschluss |
aus |
aus |
alle (an) |
Zug mit einseitigem Koordinatenanschluss |
einseitiger Winkelanschluss |
aus |
aus |
alle (an) |
Zug mit beidseitigem Koordinatenanschluss |
kein Winkelanschluss |
trafo |
aus |
alle (an) |
Zug mit beidseitigem Koordinatenanschluss |
einseitiger Winkelanschluss |
alle (gleichmäßig) |
aus |
alle (an) |
Zug mit beidseitigem Koordinatenanschluss |
einseitiger Winkelanschluss |
alle (gleichmäßig) |
alle (an) |
alle (an) |
Die Standardwerte sind in Klammern aufgeführt und werden bei neu definierten Polygonzügen verwendet, sofern sie nicht explizit Werte (z.B. über die Messdatei) erhalten haben.
Koordinaten- (bzw. Winkel-) An- und Abschlüsse werden beim Eintritt in das Menü geprüft und sind auch nur entsprechend veränderbar. D.h. zum Beispiel, dass man bei einem Polygonzug ohne Koordinatenabschluss nicht 'K anab', 'W ab', ... einstellen kann.
alle |
Sämtliche Einträge des betreffenden Schalters können eingestellt werden. |
an |
Koordinate des Anfangspunktes verwenden |
an&ab |
Koordinate des Anfangs- und es Endpunktes verwenden |
ab |
Koordinate des Endpunktes verwenden |
Die Messung der Polygonzüge kann gemischt mit der Aufnahme von Neupunkten und der Messung von Standpunkten, die nicht zum Zug gehören, geschehen, weil die Definition des Zuges erst nachträglich erfolgt. Die Messdaten können Standpunkt für Standpunkt mit GRIFFEL direkt in der Grafik aufgenommen oder über eine Stapeldatei eingelesen werden. Im Stapel kann der Polygonzug schon als Zug definiert (Code 90 und 95) und eingelesen werden. Damit GEOgraf Polygonzugseiten erkennt, müssen benachbarte Polygonpunkte mit gegenseitig Messungen (Vorblick/Rückblick) versehen sein. Nur solche Standpunktverbindungen können als Polygonzug ausgewertet werden.
Für die Polygonzugberechnung verwendet GEOgraf nur die gegenseitigen Messungen zwischen den Polygonpunkten. Zwischenorientierungen können für die Polygonzugberechnung nicht berücksichtigt werden. Sind Neupunkte von einem Polygonpunkt im selben Ansatz (Standpunkt) gemessen worden, dann berechnet GEOgraf nach der Polygonzugberechnung für diesen Standpunkt einen Abriss mit den benachbarten Polygonpunkten als Anschlusspunkten. Daran werden die Neupunkte polar angehängt. Liegen dabei Messungen zu Anschlusspunkten außerhalb des Polygonzuges vor, so werden sie für den Abriss mit verwendet!
GEOgraf kann keine Knotenpunktberechnung durchführen. Polygonzugnetze müssen hierarchisch in Haupt- und Nebenzüge geteilt und nacheinander durchgerechnet werden.
Es können grundsätzlich Polygonzüge berechnet werden, die sich in einem Punkt treffen.
Der gemeinsame Punkt muss für jeden Zug einen eigenen Berechnungsansatz (Standpunkt) haben. D.h. der Standpunkt für Zug A darf keine Messungen, die Zug B betreffen, beinhalten und umgekehrt. Natürlich dürfen Sie die Messdaten so messen (eine gemeinsame Winkelmessung auf dem Punkt), aber im Stapel müssen die in getrennte Standpunkte zerlegt werden! Sehen Sie sich dazu bitte unsere Demoaufträge an. Dort sind entsprechende Beispiele vorhanden.
Der Einrechnungszug erfordert eine besondere Codierung im Stapel (am Anfangs- und Endpunkt). Beachten Sie bitte unsere DEMO-Daten. Ist der Zugverlauf im Stapel nicht codiert, dann müssen Sie die Standpunkte zunächst unter Missachtung von Fehlermeldungen (der Anfangspunkt hat keinen Richtungsanschluss) einlesen und ihn danach definieren. Dann muss er als Zug mit beidseitigem Koordinatenanschluss (Kan_ab) und Koordinatenfehlerverteilung durch Transformation (KFV trafo) berechnet werden.
Ringpolygonzüge müssen als Richtungsanschluss ein externes Fernziel haben. Soll ein Winkelabschlussfehler berechnet und ggf. verteilt werden, dann muss auch ein Richtungsabschluss zu einem externen Fernziel genommen werden.
Wie die Höhenrückübertragung bei der Auswertung einfacher Standpunktbestimmungen, wird auch beim Polygonzug die Punkthöhe von einem Anschlusspunkt auf den Standpunkt übertragen, wenn die Höhenklasse des Anschlusspunktes besser ist als die des Anfangspunktes. Das funktioniert sogar durch den ganzen Polygonzug vom Endpunkt zurück zum Anfangspunkt.
Die Messungen zwischen Polygonpunkten können im Stapel entweder als Code 20 für den Rückblick auf den vorigen Polygonpunkt und Code 30 für den Vorblick auf den nächsten Polygonpunkt oder aber beide mit Code 20 registriert sein. Im ersten Fall muss der Zugverlauf im Stapel nicht definiert sein (Code 90&95), die Standpunkte können vorläufig beim Einlesen durch fortgeführtes polares Anhängen berechnet und dann manuell als Polygonzug definiert werden. Im anderen Fall muss der Zugverlauf im Stapel definiert werden, da sonst Codes 20 zu in GEOgraf nicht vorhandenen Anschlusspunkten vorliegen. Ist aber der Zugverlauf codiert, berechnet GEOgraf den Zug gleich beim Einlesen richtig. (Demodaten beachten)
Die Kommandos befinden sich im Menü Punkte >> Messausw. >> Polygonz., kann aber auch unter Griffel >> Messausw. >> Polygonz. aufgerufen werden.
Polygonz. Über diesen Menüpunkt können Polygonzüge berechnet werden. Die Messung der Polygonzüge kann im Rahmen der Geländeaufnahme erfolgen. Die einzelnen Standpunkte werden über fortlaufendes polares Anhängen bestimmt. Die Beobachtung muss in Gegensicht zwischen den Standpunkten erfolgen. Die Anschlusspunkte des 1. Standpunktes und des letzten Standpunktes werden zur Zugberechnung verwendet. Bevor Sie die Polygonzugberechnung starten können, muss der aktuelle Standpunkt über SpktEnde geschlossen werden.
Erzeugen Durch Anklicken jedes einzelnen Standpunktes entsprechend der gewünschten Zugrichtung und Reihenfolge der Standpunkte für die Polygonzugsberechnung wird der Zug definiert. Als erstes muss der Anfangspunkt des Zuges gewählt werden. Zur Auswahl stehen zunächst alle Standpunkte zur Verfügung. Ist der Anfangspunkt ausgewählt, so werden jetzt für die weitere Zugdefinition nur noch Punkte angeboten, die per Richtungs- und Streckenmessung zum jeweils aktuellen Standpunkt gemessen worden sind. Diese Einschränkung erleichtert die Auswahl der nächsten Zugpunkte erheblich, da in den meisten Fällen nur ein Punkt in Frage kommt und dieser mit ENTER bestätigt werden kann. Ausgewählte Punkte werden durch ein schwarzes Quadratsymbol hervorgehoben. Ist die Auswahl der Standpunkte erfolgt, drücken Sie [ENDE] oder [ESCAPE] und es erscheint das Bearbeitungsmenü. In diesem Bearbeitungsmenü legen Sie fest, über welches Berechnungsverfahren und mit welchen Verbesserungen der Zug gerechnet werden soll. In der zweiten Infozeile (im oberen Bereich des Grafikfensters) wird die Distanz Anfangspunkt-Endpunkt L-AE=x.xxx, die Summe der gemessenen Strecken Mess= x.xxx und entsprechend der aktuellen Einstellung der einzelnen Schalter des Berechnungsverfahrens der Winkelabschlussfehler dRi=x.xx, sowie der Längs- dL=x.xx und Querfehler dQ=x.xx angezeigt. Sie können von hier aus einen Polygonpunkt durch einfaches Anklicken in den Standpunkteditor laden und dort bearbeiten bzw. überprüfen. Nach [Speichern] oder [Abbruch] gelangen Sie in das Erzeugen-Menü zurück. Nach der Speicherung wird der Polygonzug mit all seinen anhängenden Neupunkten berechnet und protokolliert.
Ändern Ermöglicht das Ändern eines bereits gerechneten Polygonzuges. Es erscheint eine Liste aller Polygonzüge, die bisher berechnet wurden. Hinter dem jeweiligen Ansatz und dem Datum der Berechnung werden alle darin beteiligten Standpunkte aufgeführt. Der gewünschte Zug kann aus dieser Liste durch ein Doppleklick oder durch Markieren und mit [OK] ausgewählt werden. Nach Auswahl einer Berechnung wird in das Bearbeitungsmenü gewechselt.
K an (...)
K an Zug mit Koordinatenanschluss
K an&ab Zug mit Koordinatenan- und Abschluss
W an (...)
W aus kein Winkelan- oder Winkelabschluss (Einrechnungszug)
W an nur Winkelanschluss
W ab nur Winkelabschluss
W an&ab Winkelan- und Winkelabschluss
KFV aus (...)
KFV aus Koordinatenfehlerverteilung aus
KFV prop Koordinatenfehlerverteilung proportional zur Streckenlänge verteilen
KFV gleich Koordinatenfehlerverteilung gleichmäßig
KFV trafo Koordinatenfehlerverteilung über Transformation (Einrechnungszug)
WFV aus (...)
WFV aus Winkelfehlerverteilung aus
WFV an Winkelfehlerverteilung an
HFV aus (...)
HFV aus Höhenfehlerverteilung aus
HFV an Höhenfehlerverteilung an
AnAb Auto(...) Der Schalter ist nur zu sehen, wenn der Polygonzug kein Zug mit beidseitigem Koordinaten- und Richtungsanschluss ist! Nur dann wird er eventuell gebraucht.
Auto Die Schalter dieses Menues lassen sich nur entsprechend der vorliegenden Messwerte setzen. Beispiel: Ein Polygonzug ohne Abschlussrichtung kann nicht mit den Schalterstellungen Wanab und WFV an gerechnet werden. Diese Schalter sind blockiert. Automatische Berechnungsmethodenwahl siehe Tabelle oben.
Manuell Es lassen sich alle Schalter in diesem Menue beliebig stellen, auch auf Positionen, die aufgrund der Messdaten gar nicht rechenbar sind. Diese Arbeitsweise entspricht den Einstellmöglichkeiten in der GEOgraf-Version 7. Sie ist nur für Testzwecke zu verwenden!
Speichern Speichert den Polygonzug und rechnet alle anhängenden Neupunkte.
Abbruch Bricht Polygonzugsberechnung ab.